Diabetes 2022 – eine multifaktorielle Erkrankung

Herausforderungen, Einblicke und Chancen bei der interdisziplinären Zusammenarbeit in Berlin und Brandenburg

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Diabetes 2022 – eine multifaktorielle Erkrankung

Im Rückblick auf wesentliche wissenschaftliche Themen aus dem Jahr 2022 erläutern die Referenten Herausforderungen, Einblicke und Chancen bei der interdisziplinären Zusammenarbeit.

 

Diabetes & Gefäße - Dr. med. Jörg Lüdemann

Eine effiziente Therapie des Blutzuckers soll Gefäßschäden vermeiden. Es werden deswegen die großen Outcomestudien zum Sinn der Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes unter die Lupe genommen. Auch die Nachauswertungen nach größerer Laufzeit. Neuen Antidiabetika konnten substanzspezifische Effekte unabhängig von dem Einfluss der zusätzlichen Blutzuckersenkung zugeordnet werden. Dies wird ausführlich für GLP-1-Rezeptoragonisten im Rahmen der kardio-vaskulären Risikoreduktionen diskutiert. Für die SGLT-2-Inhibitoren wird der große Vorteil bei der Senkung des kardio-vaskulären Risikos im Rahmen der geringeren Rate an Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz herausgestellt. Das Problem ist deswegen so relevant umrissen, da ca. 2/3 der Diabetiker/innen zusätzlich eine oder beide Formen der Herzinsuffizienz haben. Umfangreich wird gezeigt, dass der Einfluss der SGLT-2-Hemmer jedoch schwer von Begleitumständen zu differenzieren ist.

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Diabetes & Ernährung - Prof. Andreas Pfeiffer

Herausgestellt wird der derzeitige Fokus auf qualitative Merkmale der Ernährung. Die Diskussion um „low-carb“ vs. der „high-carb“-Kost wird anhand der umfangreichen Datenlage geführt. Die Empfehlung, auch beim Diabetes mellitus ca. 50 Energieprozent an Kohlenhydraten zu sich zu nehmen, bleibt zentraler Bestandteil – es werden die Effekte diskutiert. Die Auswirkungen der aktuellen Verschiebungen zu hohem Fett- bzw. Proteinanteil werden gegenüber gestellt. Grundlage der Evidenz bilden die Einflüsse auf kardio-vaskuläre Risikomarker, wie z.B. das Körpergewicht, den systolischen Blutdruck, die Glykämie (HbA1c) und die Insulinresistenz. Dem Ballaststoffanteil in der Nahrung wird breiter Raum gegeben und dem glykämischen Index als Auslöser u.U. kardio-vaskulär bedenklicher Blutzuckerspitzen entgegengestellt. Die Effekte einer Gewichtsreduktion als ein wichtiger Schlüssel zur Beeinflussung des Typ-2-Diabetes und seiner Remission werden ebenso diskutiert.

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Diabetes & Geriatrie - Prof. Stefan Zimny
Für geriatrische Patienten generell und auch Diabetespatienten*innen ist Multimorbidität und ein höheres Lebensalter kennzeichnend. Die daraus folgenden Einschränkungen und deren Ursachen für die Therapie durch den behandelnden Arzt und/oder die Selbstbehandlung durch den Patienten:in wird umfangreich erläutert. Die Häufigkeit des Diabetes mellitus unter den geriatrischen Patienten/innen wird mit einem Drittel und der begleitenden Adipositas mit 50 % angegeben. Beim Ziel-HbA1c-Wert sollten verschiedene Kriterien beachtet werden. Insbesondere wird das anzustrebende Ziel durch Funktionseinschränkungen und/oder Begleitkomplikationen beeinflusst. Aus praktischen Gründen wird die FORTA-Liste als Zusammenfassung des derzeitigen Kenntnisstandes zum Zwecke der Therapieentscheidung erläutert. Für die Insulintherapie wird auf das Risiko für Unterzuckerungen hingewiesen, die bei begleitender Demenz verstärkt analysiert werden sollten. Da diese kognitiven Defizite oft auf den ersten Blick unauffällig sind, wird das Für-und-Wider anwendbarer Tests besprochen. Für die Stratifizierung des Unterzuckerungsrisikos werden die aus der Diabetologie bekannten Minor- und Majorkriterien genannt.

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Diabetes & Nephrologie - Dr. Jens Ringel
Diabetespatienten*innen haben ein hohes Risiko für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen, drastisch zeigt sich das bezüglich der Prävalenz zum Beispiel für eine terminale Niereninsuffizienz. Eine beginnende diabetische Nephropathie sollte frühzeitig festgestellt werden. Das ständig währende Ziel einer normnahen Blutzuckereinstellung wird in diesem Zusammenhang relativiert und Gruppen zugeordnet. Das begleitende Augenmerk gilt der multimodalen Therapie, abhängig vom Stadium der CKD. Es werden dazu das Vorgehen aus neuen nephrologischen Leitlinien (KDIGO 2021), aber auch aus Leitlinien der Fachgesellschaften (Diabetologie, Kardiologie, Lipidologie, Hypertensiologie) kritisch beleuchtet. Zur Reduktion der kardio-vaskulären und renalen Endpunkte und/oder einer verbesserten Nierenfunktion werden speziell Antidiabetika und Diuretika analysiert. Basistherapeutisch wird die Studienlage zum reduzierten Kochsalzkonsum und bei Dialysepatienten die gestörte Phosphat-Bilanz angesprochen.

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Diabetes und Zähne - Prof. Thomas Kocher
Diabetes mellitus und die Zahngesundheit weisen erstaunliche Interaktionen auf. Auch im Bereich des Mundes kann es bei Diabetespatienten*innen zu folgenschweren Komplikationen kommen, die der Vortrag umfassend bespricht. Insbesondere werden die Folgen bei Diabetespatienten*innen mit schlecht eingestelltem Glukosestoffwechsel dem Zustand bei guter Einstellung gegenübergestellt. Dabei wird die initiale Verbesserung des HbA1c-Wertes, die folgende bessere Wirkung der Antidiabetika und eine mögliche Reduktion beim kardio-vaskulären Risiko, dem Risiko für Zahnverlust, dem Risiko für eine Retinopathie und /oder dem Risiko für eine Nephropathie durch Zahnbehandlung an eigenen und internationalen Studien erläutert. Selbst die „Überlebenswahrscheinlichkeit“ von Implantaten kann erhöht werden. Ein gemeinsames Screening von Hausarzt und Zahnarzt auf das Vorliegen einer Diabetes-mellitus-Erkrankung wird vorgeschlagen.

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Diabetes und Komorbiditäten - Dr. Oliver Peschel
Das Thema wird aus rechtsmedizinischer Sicht aufgearbeitet. Es werden die Zusammenhänge zwischen der Grunderkrankung Diabetes mellitus und der damit verbundenen Komorbiditäten auf die kodifizierte Todesursache intensiv erläutert. Dabei wird auch die derzeitige Lehrmeinung, dass der Diabetespatient an den Komorbiditäten insbesondere des Kreislaufsystems verstirbt und nicht an der Erkrankung selbst, hinterfragt. Zudem nehmen in den letzten Jahren auch andere Komorbiditäten als Todesursache sehr stark zu. Die Gründe für die möglicherweise zu gering angegebenen endokrinologischen Erkrankungen einschließlich des Diabetes mellitus als todesursächliches Grundleiden werden umfassend beleuchtet. Ebenso schwierig scheinen die Auswirkungen einer diabetischen Retinopathie oder Neuropathie zu beurteilen zu sein. Das kann z.B. auch das tödliche Gefahrenpotential durch die Teilnahme am Straßenverkehr betreffen. Als Folge einer vegetativen Neuropathie wird der stille Myokardinfarkt als häufig besprochen, der oftmals nur noch mittels Forensik als Todesursache im Zusammenhang mit der Diabeteserkrankung geklärt werden kann.

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